BIOGRAPHIE
August Robert Ludwig Macke war einer der bekanntesten deutschen Maler des Expressionismus. Er beteiligte sich an den beiden Ausstellungen des Blauen Reiters.
In rund zehn Jahren schuf Macke ein Werk, das sich unter dem Einfluss der vielfältigen Kunstströmungen der Zeit zunächst stilistisch rasch wandelte. Der persönliche Stil, zu dem er schließlich fand und der heute als typisch für Macke empfunden wird, ist geprägt durch die Beschäftigung mit der Wirkung des Lichts und durch die Verwendung reiner, leuchtender, harmonierender Farben. Die Gemälde wirken heiter und leicht, alles Tragische ist ihnen fremd. „Seine Bilder befriedigen die Sehnsucht nach positiven Bildern einer intakten Welt, dem Gleichklang des Menschen mit den Dingen, die ihn umgeben.“
August Macke war offen für die vielfältigen künstlerischen Strömungen seiner Zeit und experimentierte in seinen Bildern mit den neuen Malstilen. Aufgrund der wechselnden Einflüsse weist sein Werk trotz der kurzen Schaffenszeit von rund zehn Jahren einen raschen stilistischen Wandel auf.
1907 lernte er, zunächst durch Schwarz-Weiß-Abbildungen sowie Publikationen des Kunsthistorikers Julius Meier-Graefe, auf seiner ersten Parisreise dann im Original, Bilder des französischen Impressionismus kennen. Dies bewirkte einen Schub in seiner künstlerischen Entwicklung. Er wandte nun seine Aufmerksamkeit vom Motiv ab und der Bildwirkung selbst zu, wobei ihn Licht und Farbe, deren Wirkung Zusammenklang besonders interessierten. Vorübergehend, beispielsweise in dem Gemälde Am Rhein bei Hersel, verwendete er die typisch impressionistische Maltechnik der kleinen, verwischten Pinselstriche. Vor allem aber wirkte sich der Einfluss des Impressionismus auf seine Motivwahl aus. Macke bevorzugte nun alltägliche Motive ohne Symbolgehalt: seine eigene häusliche Umgebung, Gärten, Landschaften, Spaziergänger, Tiere im Zoo.
Im Verlauf des Tegernseer Jahres änderte sich Mackes Malweise erneut, diesmal unter dem Einfluss der französischen Fauves, aber auch der deutschen Expressionisten, darunter Mitglieder der Neuen Künstlervereinigung München, wie Franz Marc und Gabriele Münter. Seine Gemälde weisen nun eine leuchtende Farbigkeit und vereinfachte Formen auf, die häufig mit einer dunklen Linie umrandet sind. Die Raumtiefe tritt zugunsten einer flächigen Wirkung zurück, und häufig ist ein Interesse am Ornamentalen zu erkennen. Die zahlreichen Stillleben, die Macke von nun an bis etwa 1912 malte, zeigen den Einfluss des von ihm bewunderten Henri Matisse.
Während seines Kontaktes mit dem Blauen Reiter experimentierte Macke bisweilen mit einer abstrahierenden Malweise nach dem Vorbild von Wassily Kandinsky und Franz Marc. Unter anderem entstand das Gemälde Der Sturm, das im Almanach des Blauen Reiters abgebildet wurde. Macke gab diesen innerhalb seines Gesamtwerks untypischen und ihm nicht gemäßen Malstil im Lauf des Jahres 1912 wieder auf.
Das Gemälde Spaziergänger am See I (1912) markiert eine entscheidende Wende in Mackes Werk. Scharfkantige, spitzwinklige Formen sind hier in ruckartiger Dynamik gegeneinandergesetzt, die Geschlossenheit der Bildfläche ist aufgelöst. Macke reagierte damit auf die Eindrücke des Frühkubismus mit seinen Vorreitern Pablo Picasso und Georges Braque. Anfänglich übernahm er sogar die für ihn ganz untypische, dunkel-gedämpfte Farbigkeit dieses Malstils. Dagegen sind die prismatischen, sich überlagernden und überschneidenden Elemente, die ebenfalls seit 1912 in Mackes Gemälden und Zeichnungen auftauchen, auf Einflüsse des Futurismus zurückzuführen. Dessen Anliegen war es unter anderem, durch die simultane Darstellung aufeinanderfolgender Vorgänge Geschwindigkeit auszudrücken.
Ein Beispiel dafür ist das Große helle Schaufenster von 1912. In der Schaufensterscheibe spiegelt sich das Gewirr der Straße, darunter ein nach links laufendes Pferd, ein nach rechts sich bewegender Droschkenkutscher und oben rechts ein Revolver (möglicherweise ein Plakat).28 Stark beeindruckt war Macke darüber hinaus von den rhythmisch gegliederten, durch Licht und Farbe bewegten Bildern des mit ihm persönlich bekannten Robert Delaunay. Dessen Einfluss ist von nun an in vielen Gemälden Mackes zu erkennen, so im Modegeschäft (1913).
August Macke schloss sich keiner dieser Kunstrichtungen vollständig an, sondern entnahm ihnen jeweils die ihm gemäßen Elemente und entwickelte daraus seinen persönlichen, unverwechselbaren Stil. Die Gegenstände werden nun vereinfacht (häufig als geometrische Formen) und der Farbkomposition untergeordnet, dabei wird jedoch die Gegenständlichkeit nicht völlig aufgegeben. Die Farben leuchten, es gibt keine harten Konturen mehr.
Beispielhaft zeigt dies der Garten am Thuner See von 1913, eins von Mackes wenigen reinen Landschaftsbildern. Seine wichtigsten Themen hatte der Maler nun gefunden: Frau(en) vor Schaufenster, Spaziergänger im Park, Tiere im Zoo. In vielen der Gemälde herrscht Bewegungslosigkeit; die Menschen sind vom Betrachter abgewandt, oft halten sie den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen wie in Meditation. Häufig haftet den Bildern etwas Träumerisches an. Sie zeigen Mackes Vision von einer paradiesischen Welt.