BIOGRAPHIE
Serge Poliakoff war ein französischer Maler mit russischen Wurzeln. Er gilt als wichtiger Vertreter der Nouvelle École de Paris.
Er besuchte ab 1914 Malkurse in Moskau. Jedoch sollte die Revolution im Jahre 1917 dieses Leben zutiefst erschüttern und die Studien sowie diesen ersten Lebensabschnitt Serge Poliakoffs beenden.
1920 wurde die Lage in Moskau sehr kritisch. Georg Poliakoff beschloss, seine beiden jüngsten Kinder, Serge und seine Schwester Sophie, mit ihrer Mutter aufs Land zu schicken, wo sie bei einer ehemaligen Dienerin untergebracht werden sollten. Doch er hatte nicht mit den Plänen seines Sohnes gerechnet. Dieser hatte insgeheim beschlossen, Russland zu verlassen, und seine Flucht sorgfältig geplant. Er nutzte das Umsteigen auf einem Bahnhof und unterrichtete seine Schwester von seinen Absichten; er bat sie, seiner Mutter – die er nie wiedersehen sollte – nichts zu sagen, um nicht an seinem Vorhaben gehindert zu werden, und verschwand. Er versuchte, in der Nacht die Weiße Armee zu erreichen, und kam schließlich nach einer dramatischen Zugfahrt, auf der er sich unter einem Kohlenwagen versteckte, in Kiew an. Es folgten weitere günstige Wendungen, durch die er sich bis zu seinem Onkel Dimitri durchschlagen konnte. Zusammen überquerten sie den Kaukasus, wohnten einige Zeit in Tiflis und konnten sich mit ihren musikalischen Talenten den Lebensunterhalt verdienen. In Georgien, wo seine Tante Nastia, eine Sängerin, zu ihnen stieß, gelang es ihnen schließlich, sich nach Konstantinopel einzuschiffen. Über Sofia, Belgrad, Wien und Berlin gelangte Poliakoff schließlich 1923 nach Paris, wo er bis auf wenige Jahre sein Leben verbringen sollte.
In Paris begann er mit einem intensiven Studium der Malerei. Seinen Lebensunterhalt verdiente er 1923–1951 als Musiker, u. a. als Gitarrist in russischen Kabaretts. Von 1929 an war er an der Pariser Académie Frochot und der Académie de la Grande Chaumière eingeschrieben. 1935 ging er für zwei Jahre nach London und besuchte erst die Chelsea School of Art, danach die Slade School of Art.
Zunächst variierte Poliakoff die akademischen Traditionen und bevorzugte gegenständliche Motive wie Akte, Häuser, Bäume und Ähnliches. Nach 1935 fand er sukzessive zur Abstraktion und nutzte Farbe als Farbe ohne gegenständliche Bezüge. Entscheidend beeinflusst wurde er in dieser Richtung von Kandinsky, den er bei seiner Rückkehr nach Paris kennenlernte.
Durch Sonia und Robert Delaunay lernte er die emotive Qualität der Farbe schätzen, das Interesse für Simultankontraste wurde geweckt. Auch der Bildhauer Otto Freundlich übte mit seinen gebogenen Farbform-Kompositionen maßgeblichen Einfluss auf Poliakoffs Bildsprache aus. Poliakoff entwickelte eine sehr individuelle Form abstrakter Malerei, die bunte Farbflächen nebeneinander stellt. In den vierziger Jahren blieb er im graubraunen Farbbereich, später, ab 1950 erweiterte er seine Skala um leuchtende, gegeneinander abgesetzte Töne. In seinem Spätwerk reduzierte er die kräftige Polychromie auf erdfarbene Nuancen und zeigte eine Neigung zur monochromen Gestaltung.