BIOGRAPHIE

Alfred Roth war ein Schweizer Architekt, Designer, Maler und Hochschullehrer. Roth gilt als wichtiger Vertreter des Neuen Bauens und als engagierter Wortführer der Moderne. Darüber hinaus hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, die Farbkonzepte der Moderne zu systematisieren.

Roth wurde 1903 als Sohn von Adolf und Ida Roth-Obrecht in Wangen an der Aare geboren. Er hatte eigentlich den Wunsch, Maler zu werden. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Solothurn entschied er sich aber zunächst, Maschinenbau zu studieren. Bereits nach einem Semester wechselte er zur Architektur. Während seiner Freizeit betrieb er aber die Malerei. Ab 1922 studierte Alfred Roth Architektur an der ETH Zürich und beendete sein Studium 1926 mit einem Diplom bei Professor Karl Moser. Er bewarb sich nach seinem Studium am Bauhaus, wurde aber durch die Vermittlung von Prof. Moser von 1927 bis 1928 Mitarbeiter im Pariser Atelier von Le Corbusier und Pierre Jeanneret.

Er arbeitete bei Le Corbusier und Pierre Jeanneret in Paris am Völkerbundpalast-Projekt für Genf und wurde danach Le Corbusiers Bauleiter. Er errichtete in dieser Zeit u. a. die beiden Corbusier-Häuser der Weissenhofsiedlung in Stuttgart. Er wurde auch später noch von Corbusiers Arbeit wesentlich beeinflusst. Seine künstlerische Arbeit wurde stark von dem Künstler Piet Mondrian beeinflusst, den er auch persönlich kannte. Er sammelte die Kunst seiner Zeit.

1928 plante er sein erstes eigenes Gebäude. Es handelte sich um ein Lagerhaus für die familieneigene Pferdehaarspinnerei in Wangen, das aber erst 1929 ausgeführt wurde. Ebenfalls 1928 eröffnete er sein erstes eigenes Büro in Göteborg mit der Architektin Ingrid Wallberg. Zwei Jahre später ging er in die Schweiz zurück, wo er 1932 ein Büro in Zürich in Ateliergemeinschaft mit seinem Cousin Emil Roth eröffnete.

1935 bis 1936 errichtete Roth zusammen mit Emil Roth und Marcel Breuer die Doldertalhäuser in Zürich, die dem Stil Le Corbusiers treu blieben: Die beiden Mehrfamilienhäuser stehen auf Stützen, und die Grundrisse folgen dem plan libre. In den folgenden Jahren beschäftigte sich Roth intensiv mit öffentlichen Bauten, insbesondere Schulbauten, und realisierte zahlreiche Projekte im Nahen Osten.

Ein Bettenentwurf entstand 1927; er wurde lange Zeit fälschlicherweise als Corbusier-Bett bezeichnet. Jedoch hatte Alfred Roth den Prototyp entwickelt, weil er ein schiebbares Bett mit Kufen für eine Nische benötigte.

Er war Gastdozent an der Washington-Universität in St. Louis, 1953 an der Harvard-Universität in Cambridge, MA und von 1951/57? bis 1971 Ordinarius an der ETH Zürich. Roth war Ehrendoktor der Technischen Universität München und des Istituto Universitario di Architettura (Venedig). Auch im hohen Alter hielt Alfred Roth noch Vorträge an Universitäten und Architekturschulen und betreute ausserdem Architekturstudenten in seinem Haus. Die Studenten konnten dort arbeiten und leben.

Anfang der 1980er Jahre unterstützte er den Vorschlag der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, die benachbarte, sanierungsbedürftige Weissenhofsiedlung, zumindest Teile des Bauensembles künftig durch die Hochschule zu nutzen, ein Plan, der von der Stadt Stuttgart befürwortet, jedoch vom Land Baden-Württemberg abgelehnt wurde. Sein Projektvorschlag «Ergänzungen der ‹Weissenhof-Siedlung› in Stuttgart» aus dem Jahre 1981 ging völlig konform mit der Idee einer Campus-Erweiterung der Hochschule.

1984 ernannte ihn die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart zum Ehrenmitglied.