BIOGRAPHIE

André Derain war ein französischer Künstler. Er schuf unter anderem Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Bühnenbilder und -kostüme. Überdauert hat vor allem seine Malerei.

Derain war neben Henri Matisse der Hauptvertreter des Fauvismus und wird zu den ersten Malern der Klassischen Moderne gezählt. Er wurde zeitweilig als der führende Kopf der französischen Avantgarde angesehen und stand ebenfalls in engem Kontakt zu den Kubisten Picasso und Braque.

In den Jahren kurz vor und nach dem Ersten Weltkrieg wurde Derain von vielen Kennern als ein führendes, wenn nicht als das führende Mitglied der französischen Avantgarde und als die wichtigste Stütze der nationalen Tradition angesehen. Spätestens seit den zwanziger Jahren verdeutlicht sein Werk jedoch die Rückkehr – und somit die Abkehr von den Hauptströmungen seiner Zeit – zu einer traditionelleren Sichtweise. Sein Werk zeugt von der Kenntnis vielfältigster Stile; u. a. afrikanische, cypriotische, hellenische und römische Kunst, italienische Malerei des Trecento und Quattrocento, die französische Schule des 15. Jahrhunderts, Breughel, die Venezianer, El Greco, Caravaggio, Peter Paul Rubens, die niederländischen und spanischen Meister des 17. Jahrhunderts und näher an unserer Zeit, Delacroix, Corot, Courbet, Manet, Renoir und Cézanne trugen zu seiner Kunst bei. Markant für diese Jahre ist, dass er zwischen zwei Standpunkten hin und her pendelte, einem realistischen und einem idealistischen.

In Bezug zu den beiden bedeutendsten Malern der französischen Avantgarde, Picasso und Matisse, mit denen er innerhalb seiner verschiedenen Schaffenszeiten in engem Kontakt stand, bildete Derain in seinen späten Jahren mit seiner deutlichen Abkehr zu den Strömungen seiner Zeit – einer Linearisierung der Bildelemente – ein läuterndes Element. Er selbst, als einer der damaligen Hauptvertreter der Klassischen Moderne, suchte durch den Kontakt zu seinen Vorläufern den Weg, der in seinen Augen in Verantwortung gegenüber der Tradition weiterzuführen sei.

Derain war ein Realist mit einer seltsamen naiveté, ein Frondeur, ein Mann der Renaissance und mit seltenen Begierden ausgestattet. Derain sagte einmal, „dass jeder den Wein finden sollte, der ihm bekommt, dass es für jede Palette einen Wein gibt.“ Und auf die Frage, ob er den seinen gefunden habe, antwortete er: „Non“. In kritischen Augenblicken seiner Laufbahn war seine Ablehnung einiger der Hauptbestrebungen seiner Zeit – Kubismus und Abstraktion – die Folge eines durchdachten persönlichen Standpunktes. Er weigerte sich, seine Segel mit Rücksicht auf die Mode zu trimmen. Die meisten Bücher oder Essays, die sich mit dem Werk Derains beschäftigen, erschienen in einer Zeit, als er noch der Löwe der Pariser Szenerie war.

Die Werke des Künstlers sind unter anderem in Paris, London, New York und Prag ausgestellt. Viele seiner Bilder sind nicht öffentlich zugänglich. Einige wurden postum auf der documenta 1 (1955), der documenta II (1959) und der documenta III im Jahr 1964 in Kassel gezeigt. Während sein Werk lange Zeit keine weitere Beachtung fand, wird es vermehrt seit der Jahrtausendwende in zahlreichen Ausstellungen gewürdigt. So waren in der bedeutenden Cézanne-Ausstellung Aufbruch in die Moderne im Essener Folkwang Museum zur Jahreswende 2005 einige Bilder Derains aus seiner fauvistischen und kubistischen Phase erstmals in Deutschland zu sehen.