BIOGRAPHIE

Antoni Tàpies i Puig war ein spanischer Maler, Grafiker und Bildhauer. Er galt als der bedeutendste Künstler des Informel seines Landes.

Von 1946 an widmete sich der Künstler, in Orientierung an Vincent van Gogh und Pablo Picasso, ganz der Malerei und wandte sich ab dem gleichen Jahr, beeinflusst durch die Werke Mirós, Max Ernsts und von Paul Klee, phasenweise dem Surrealismus zu. 1947 lernte er den katalanischen Dichter Josep Vicenç Foix kennen, mit dem Tàpies sich aufgrund gemeinsamer künstlerischer Interessen in der Folgezeit austauschte. Im gleichen Jahr traf er auf Joan Brossa und Joan Prats und andere Mitglieder der früheren ADLAN (Amics de l’Art Nou), die ihn in seiner künstlerischen Arbeit unterstützten. 1948 gründete er mit anderen Künstlern, darunter Brossa, die Gruppe Dau al Set und unter gleichem Namen eine Kunstzeitschrift. Im selben Jahr beteiligte er sich am „Salón de Octubre“ in seiner Geburtsstadt.

Ein einjähriges Stipendium in Paris brachte ihn 1950 in Kontakt mit der lebhaften Kunstszene der französischen Hauptstadt und damit neue Anregungen, so durch den Marxismus und den sozialen Realismus. Hier begegnete er der informellen Malerei, lernte Jean Dubuffet und seine Art Brut kennen und reduzierte seine künstlerischen Mittel auf das ihm Wesentliche. Gleichzeitig erweiterte er sein künstlerisches Spektrum, indem er Alltagsgegenstände in seine Gemälde integrierte, Texturen aus Sand, Farbe und Marmorstaub modellierte. Religiöse Symbole wie auch magische Elemente finden sich ebenfalls in seinem Werk.

1951 besuchte Tàpies Pablo Picasso in seinem Pariser Atelier in der Rue des Grands Augustins, wo er auf Christian Zervos und Jaime Sabartés traf. Im Frühjahr desselben Jahres reiste er nach Belgien und in die Niederlande. 1955 reiste er erneut nach Paris, um den Dichter und Kritiker Édouard Jaguer und Michel Tapié, der 1956 Tàpies ersten Œuvre-Katalog publizierte, zu treffen und reiste im darauf folgenden Jahr nach Italien, wo er Verona, Padua und Venedig besuchte. In diesem Jahr besuchte er zum ersten Mal die Schweiz. Wieder in Paris traf er 1957 auf Roland Penrose und Lee Miller sowie 1958 im Zuge einer von dem Dichter und Kunstkritiker Jacques Dupin ausgerichteten Einzelausstellung des Künstlers in der Galleria dell’Arieta in Mailand auf ebendiesen, mit dem ihn in der Folgezeit eine lose Freundschaft verband. Des Weiteren traf er auf die Künstler Lucio Fontana und Emilio Scanavino sowie Luigi Nono, Nuria Schönberg, eine Tochter Arnold Schönbergs, Emilio Vedova, Will Grohmann, Alberto Burri und Marcel Duchamp, der Jurymitglied bei der Preisauszeichnung an Tàpies, überreicht vom Carnegie Institute in Pittsburgh im Jahr 1958, war. 1959 reiste Tàpies nach New York City, da er dort eine Einzelausstellung in der Martha Jackson Gallery hatte, und traf die Maler Franz Kline, Willem de Kooning, Robert Motherwell, den Architekten Hans Hoffmann und den Karikaturisten Saul Steinberg.

1962 wohnte Tàpies dem Friedenskongress in Moskau bei, der sich zur Aufgabe macht, die Ideen des Philosophen und Aktivisten Bertrand Russell fortzuführen. Die Sommermonate verbrachte er in St. Gallen in der Schweiz, wo er eine große Anzahl größerer Wandgemälde für die neue Universität der Stadt malte. Zusammen mit Joan Brossa veröffentlichte er 1963 El pa a la banca, ein Sammlerbuch, für das er vierundzwanzig Lithographiecollagen angefertigt hatte. Mit der Galerie im Erker in St. Gallen, die in diesem Jahr eine Einzelausstellung seiner Werke ausrichtete, sollte eine lange Beziehung folgen. Hier traf er auch des Öfteren mit Eugène Ionesco, Friedrich Dürrenmatt und Hans Hartung sowie anderen zusammen.

1965 produzierte Tàpies sechsunddreißig Lithographien für das in Zusammenarbeit mit Brossa entstandene Sammlerbuch Nouvel-la. Er beteiligte sich an den Ausstellungen Collage and Constructions. 4 Internationals: Burri, Nevelson, Tàpies, Van Leyden in der Martha Jacksons Gallery in New York City und der von der Galerie Schmela in Düsseldorf veranstalteten Ausstellung Weiss-Weiss, zusammen mit unter anderem Joseph Beuys, Lucio Fontana, Yves Klein, Piero Manzoni, Jean Tinguely und Günther Uecker. 1966 nahm er an einem geheimen Treffen im Kapuziner­kloster in Sarrià, einem Stadtteil Barcelonas, teil, bei dem Studenten und Intellektuelle über die Gründung einer ersten demokratischen Universitätsverbindung seit dem Ende des spanischen Bürgerkriegs diskutierten. Zusammen mit den anderen Teilnehmern wurde Tàpies von der Polizei festgenommen und nach einer mehrtägigen Haft zu einer Geldstrafe verurteilt, die im Jahre 1971 vom obersten spanischen Gerichtshof ratifiziert wurde. 1967 reiste Tàpies nach Paris zur Eröffnung seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Maeght, zu der sich gleichfalls eine enge Beziehung über viele Jahre hinweg aufbauen sollte. Ende des Jahres war er an der Gruppenausstellung Dix ans d’art vivant, die von der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence ausgerichtet wurde, vertreten.

Im folgenden Jahr produzierte er eine Serie von Lithographien für das Buch La clau del fauc, das ein Vorwort und ausgewählte Texte von Pere Gimferrer enthält, und beteiligte sich, zusammen mit weiteren Künstlern, an dem Buch L’Émerveillé merveilleuse, in hommage an Joan Miró. In der Galerie Maeght, Paris, zeigte er 1974 die Serie Assasins, Lithographien, die durch die politische Situation in Spanien und insbesondere durch die Exekution des katalanischen Anarchisten Salvador Puig Antich motiviert waren, und trug 1975 mit einer Lithographie und einem Poster zu einer Kampagne ziviler juristischer Personen bei, die sich für die Abschaffung der Todesstrafe in Spanien starkmachten. Zudem beteiligte er sich an verschiedenen, von der Opposition des Franco-Regimes organisierten Aktionen zu Gunsten einer Amnestie für politische Gefangene sowie an Aktionen für die endgültige Rückkehr des demokratischen Friedens.

1976 reiste Tàpies nach Saint-Paul-de-Vence, wo er an der Eröffnung seiner Retrospektive in der Fondation Maeght teilnahm, die in der Folge in der Fundació Joan Miró in Barcelona gezeigt wurde. Im Laufe des Jahres 1977 produzierte Tàpies mehrere Plakate für verschiedene kulturelle und städtische Veranstaltungen und beteiligte sich zusammen mit Rafael Alberti an dem Sammlerbuch Retornos de lo vivo lejano. Im Jahr darauf reiste er nach New York City, da dort eine Ausstellung seiner Werke in der Martha Jackson Gallery stattfand, und besuchte Robert Motherwell in seinem Haus in Greenwich, Connecticut. Der argentinische Schriftsteller Julio Cortázar verfasste für den Katalog seiner diesjährigen Ausstellung in der Galerie Maeght den Text ‚Grafitti‘. Gemeinsam mit Alexander Mitscherlich wirkte Tàpies an dessen Buch Sinnieren über Schmutz mit und produzierte acht Stiche für Petrificado petrificante, ein Sammlerbuch mit Gedichten von Octavio Paz.

Im Jahr 1981 gestaltete Tàpies in Saint-Paul de Vence mit Unterstützung des deutschen Keramikers Hans Spinner seine ersten Keramikskulpturen und fertigte im Auftrag der Stadt Barcelona die ersten Skizzen für eine monumentale Skulptur zu Ehren Pablo Picassos an. Des Weiteren beteiligte er sich in diesem Jahr an verschiedenen Sammlerbüchern, wie Anular, zusammen mit José-Miguel Ullán; Tàpies répliquer, zusammen mit Jean Daive sowie La pierre touant le sense mais, plus tard, le ciel au fond de l’entaille, zusammen mit dem französischen Lyriker Yves Bonnefoy.

Obwohl Tàpies als einer der großen Künstler des letzten Jahrhunderts und als großes Genie der Abstraktion gewürdigt wurde, sah er sich selber immer als einfachen Amateur und entgegen der Meinung vieler Kunstkritiker nicht als abstrakten Künstler, sondern als Realist, der sein Werk als einen Versuch ansieht, die Wirklichkeit zu begreifen und sie für den Betrachter darzustellen. Lediglich seine surrealistische und dadaistische Phase sah Tapies selbstkritisch, die ihn seiner Spontaneität beraubte.