BIOGRAPHIE

Henri Matisse, vollständiger Name: Henri Émile Benoît Matisse, war ein französischer Maler, Grafiker, Zeichner und Bildhauer.

Er zählt mit Pablo Picasso zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne. Neben André Derain gilt er als Wegbereiter und Hauptvertreter des Fauvismus, der die Loslösung vom Impressionismus propagierte und die erste künstlerische Bewegung des 20. Jahrhunderts darstellt.

Matisse’ Werk ist getragen von einer flächenhaften Farbgebung und spannungsgeladenen Linien. In seinen Gemälden sind die Farbgebung, der spielerische Bildaufbau und die Leichtigkeit seiner Bildthemen das Ergebnis langer Studien.

Mit seinen in den 1940er Jahren entstandenen Scherenschnitten (gouaches découpées) – ein Beispiel ist das Künstlerbuch Jazz – schuf Matisse, der schwer erkrankt war, ein Spätwerk, das seine Reduktionsbestrebungen zum Abschluss bringt und mit seiner Farbigkeit und Ornamentik als Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn gilt. Die von ihm geplante und ausgestattete Rosenkranzkapelle in Vence, eingeweiht im Jahr 1951, hielt der Künstler für sein Meisterwerk.

Seine stilistischen Neuerungen beeinflussten die Moderne Kunst. So bezogen sich die abstrakten Expressionisten in den USA wiederholt auf sein Werk.

Matisse war der einzige zeitgenössische Künstler, den Picasso als ebenbürtig ansah. Kein anderer zeitgenössischer Künstler hatte ihm, trotz ihrer gegensätzlichen künstlerischen Ausrichtung, so viel bedeutet wie Matisse. Während ihrer Treffen herrschte ein reger Austausch. „Wir müssen uns soviel miteinander unterhalten, wie wir können“, sagte Matisse Ende der 1940er-Jahre zu Picasso und fügte hinzu: „Wenn einer von uns stirbt, wird es einige Dinge geben, über die der andere mit niemandem sonst sprechen kann.“

Picasso, der auch bisweilen grausame Beleidigungen vom Stapel ließ, gestattete niemals einem anderen, an Matisse Kritik zu üben. Es gibt viele Beweise dafür, und eines der besten unter den zahlreichen Zeugnissen stammt von Christian Zervos. Matisse und Picasso verbrachten mit mehreren anderen einen Nachmittag in der Coupole. Matisse verließ für einen Augenblick die Runde. Als jemand fragte, wo er abgeblieben sei, antwortete Picasso, er sitze sicher auf seinem Lorbeerkranz. Die meisten der Anwesenden begannen, weil sie bei Picasso Anklang suchten, über Matisse herzufallen. Picasso wurde darauf wütend und schrie: „Ich dulde nicht, daß ihr etwas gegen Matisse sagt, er ist unser größter Maler.“

So würdigten sich die beiden gegenseitig. Picasso äußerte: „Im Grunde gibt es nichts als Matisse.“ „Nur Picasso kann sich alles erlauben. Er kann alles verwirren. Entstellen, verstümmeln, zerstückeln. Er ist immer, er bleibt immer im Recht“, sagte Matisse. „Deshalb allein zum Beispiel ist Matisse Matisse: weil er die Sonne im Leib hat“, sagte Picasso.