BIOGRAPHIE

Theodoros Stamos war ein US-amerikanischer Maler griechischer Herkunft. Seine Werke werden dem Abstrakten Expressionismus zugeordnet.

1936 schrieb er sich an der Peter Stuyvesant Highschool, einer Fachhochschule, ein und begann ein Kunststudium. Eine in einer Zeitung abgebildete Skulptur von Jacob Epstein inspirierte ihn, sodass er diese abzeichnete und sich gemeinsam mit Simon Kennedy und Joseph Konzal auf die Bildhauerkunst verlegte. Er erhielt ein Stipendium von der American Artist’s School. Im folgenden Jahr traf er mit Joseph Solman, einem Mitglied der Künstlergruppe „The Ten“ zusammen, der ihm die Malerei wieder näher brachte, indem er ihm Werke von Milton Avery, Arthur Dove und Marsden Hartley zeigte. Drei Monate vor dem Graduiertenabschluss ging Stamos von der Stuyvesant Highschool ab. Er hatte erkannt, dass der Aufwand bei bildhauerischen Arbeiten größer war, schon allein finanziell und räumlich konnte er dies nicht stemmen. In der Folge war er Gast in verschiedenen Ateliers rund um die 10th Street. Dort entstanden die ersten ernst zu nehmenden Bilder des Autodidakten. Sie zeigen schlicht gehaltene, aber figürliche, griechische und amerikanische Landschaften. Seinen Lebensunterhalt bestritt er als Blumenhändler und Buchverkäufer.m 1941 eröffnete er schließlich einen kleinen Einrahmungsladen in Manhattan, der ihm Kontakte zu anderen Künstlern wie Arshile Gorky oder Fernand Léger einbrachte. Sein einträglichster Rahmungsauftrag kam von der Galerie Nierendorf, für die er zahlreiche Paul-Klee-Bilder herrichtete. Die von Betty Parsons betriebene Wakefield Gallery stellte 1943 seine Werke erstmals aus und ebnete damit ihren Weg zur bedeutenden Anlaufstelle für den Abstrakten Expressionismus. Stamos traf in diesem Jahr mit den für ihn noch wichtig werden sollenden Adolph Gottlieb und Barnett Newman zusammen. Die Bilder aus dieser Phase sind Movement of Plants (dt.: Bewegung der Pflanzen), Seedling, Composition with Braided Ropes und Ancestrial Flows. Sie enthalten Elemente des Surrealismus wie bei Max Ernst, Joan Miró oder auch dem ihm durch seine Einrahmtätigkeit bestens bekannten Paul Klee. Ebenso hinterließ Adolph Gottlieb tiefe Eindrücke, zu erkennen in den biomorphen Formen. Movement of Plants wurde in der Jahresausstellung 1945 des Whitney Museums gezeigt und fand einen Käufer, der im Laufe seiner Sammelleidenschaft 32 Stamos-Bilder zusammentrug, die sich heute im Munson-Williams-Proctor Institute in Utica, New York, befinden. Das erste von einem Museum erworbene Bild heißt in deutscher Übersetzung Klänge im Felsen und hängt seit 1946 im New Yorker Museum of Modern Art. Ins Jahr 1947 fielen die Begegnungen mit Mark Rothko, Kurt Seligmann und Peggy Guggenheim. Auf seinen Reisen durch die Vereinigten Staaten lernte er Mark Tobey kennen, mit dem er Bilder tauschte. Eine Freundschaft ergab sich mit John Graham. Gemeinsam mit dem Dichter Robert Price bereiste er Frankreich, Italien und Griechenland. Durch Christian Zervos lernte er Constantin Brâncuși, Victor Brauner, Alberto Giacometti, Henri Laurens und Pablo Picasso kennen. Seinen ebenfalls gerne reisenden Landsmann Morris Graves traf er in Chartres. Dieser war der fernöstlichen Kultur zugeneigt, was Stamos etwas später übernahm. Zunächst begann er aber Objekte und Möbel des Art Nouveau zu sammeln. Seinen Rahmenladen schloss er 1948, denn auf Empfehlung des minimalistischen Bildhauers Tony Smith trat Stamos 1949 eine Lehrtätigkeit am Heartley Settlement House an. Vier Jahre unterrichtete er dort. Zudem erteilte er Kunstunterricht am berühmten progressiv ausgerichteten Black Mountain College in North Carolina, wo sich unter seinen Studenten der ihm stilistisch nacheifernde Maler Kenneth Noland befand. Hier lernte er auch den führenden Kunstkritiker des Abstrakten Expressionismus, Clement Greenberg, kennen. Ungefähr 1950 begann Stamos seine Tea-House-Serie zu malen, worin er ostasiatische Elemente verarbeitete. Er trat zu dieser Zeit der Künstlergruppe „The Irascibles“ bei, war mit Abstand deren jüngstes Mitglied und beschäftigte sich sehr mit der Kunst seiner Kollegen, die dem Surrealismus zugeneigt waren. 1951 wandte er sich der Farbfeldmalerei zu. Er erhielt ein Stipendium der Louis-Comfort-Tiffany-Stiftung. Auf Long Island ließ er ein Haus nach den Plänen von Tony Smith errichten.

Mitte der 1950er Jahre nahm er verschiedene Lehraufträge an, zum Beispiel am Chicago Art Institute und an der Art Student’s League in New York. Das Jahr 1954 war geprägt durch seine an der Phillips Collection in Washington, D.C., gehaltene Vorlesung zu dem Thema „Warum Natur in der Kunst?“, die in der Fachwelt berühmt wurde, und dem Tod seines engen Freundes, dem Dichter Robert Price, für dessen Neuherausgabe er 1956 Illustrationen anfertigte. Im selben Jahr wurde ihm einer der Preise des National Institute of Arts and Letters zuerkannt und 1961 auf der 6. Tokyo Internationale der Mainchini-Newspaper-Preis.

1962 startete Stamos seine Serie namens Sun-Boxes. Erstes Bild der Reihe ist Very Low Sun-Box, gemalt mit Acryl- und Ölfarbe auf Leinwand. 1967 folgte das erste Bild der Transparent Sun-Boxes- und 1969 das der Cheops Sun-Boxes-Serie. 1966 hielt er eine Gastvorlesung an der Columbia University, School of Fine Arts in New York und im Jahr darauf gewährte man ihm als dritten Künstler an der Brandeis University in Massachusetts als „Artist-in-Residence“ das Wohnrecht. Daneben wurde er mit dem National Arts Foundation Award ausgezeichnet. Sein Kontakt zu Mark Rothko von den Irascibles wurde in dieser Zeit intensiver und keiner von beiden ahnte, dass er vier Jahre später verhängnisvolle Auswirkungen haben würde. 1969 vollendete Stamos ein riesiges Werk für die Eingangshalle eines Bürogebäudes in Manhattan. Bald begann er eine neue Bilderserie, die er Infinity Field Series (teilweise mit dem Zusatz einer Örtlichkeit, zum Beispiel Infinity Field Jerusalem Series) nannte, welche die bisherige Rechteckdarstellung von der abgebildeten „Box“ zum Leinwandrand hin ausdehnte.

Nach Rothkos Selbstmord wurde Stamos, der von Rothko als einer von drei Nachlassverwaltern bestimmt worden war, in die dubiosen Machenschaften eines anderen Nachlassverwalters verstrickt. Die beiden Rothko-Kinder (20 und 7 Jahre alt) zogen 1971 wegen des Verscherbelns von Werken ihres Vaters vor Gericht. Stamos verlor durch den Prozess sein Haus und sein Ansehen. Vor dem Prozess war er zum zweiten Mal in Griechenland gewesen, nun kaufte er ein Haus auf Lefkada, wo er bei Meeresspaziergängen neue Inspirationen fand. 1977 gab er seine letzte noch bestehende Dozententätigkeit auf, um reisend seine Kreativität zu begflügeln. 1983 fühlte er sich durch eine BBC-Dokumentation zum Fall Rothko verleumdet, seine Klage war aber aussichtslos, sodass er sie zurückzog. Parallel dazu fand ein kleines Grüppchen, vornehmlich Europäer, zusammen, die sich unter der Bezeichnung „The Circle of Friends of Theodoros Stamos“ vornahmen, ihren favorisierten Künstler aus der Versenkung zu holen. 1994 wurde Stamos zum Mitglied („NA“) der National Academy of Design gewählt. Nach einem chronischen Lungenleiden starb Theodoros Stamos am 2. Februar 1997 im Krankenhaus der westgriechischen Stadt Ioannina.